Montag, 11. Februar 2013

Liebe Triebe

Heute ist ein guter Tag. Obwohl Paula arbeiten musste (wie so oft: Frühschicht). Trotz Erkältung, trotz des Routinetermins mit unserem älteren Kind beim Arzt. Und obwohl sie die halbe Nacht – ich zitiere Charles Bukowski – „diese unruhigen Hände“ aushalten musste. Meine Hände.

Freunde, Freunde – honi soit que mal y pense! Sicher, die Nummer (diesen Terminus wähle ich hier selbstverständlich mit Bedacht) hat in gewissem Maße mit (Ge)lüsten zu tun. Doch anders, als so mancher denken mag.

Vielleicht liegt es an der Mondphase (von der ich eigentlich Null Komma Nichts halte). Oder an dem vorherigen Genuss von Ingwer (was zutrifft). Oder meinetwegen an meinem Testosteronpegel. Sei es, wie es wolle, in manchen Nächten träume ich sinnliches Zeugs. Das ist erstens ganz normal. Und zweitens nichts Konkretes. Bis zu einem gewissen Punkt. An dem wache ich auf. Nicht ganz, nicht bis zum vollen Bewusstsein. Aber immerhin so, dass ich meine „unruhigen Hände“ wahrnehme. Die stecken dann meist irgendwo bei Paula. Unter ihrer Decke. Mindestens. Meistens unter ihrem Shirt. (Hatte ich schon erwähnt, dass ich dermaßen auf ihren definierten Bauch abfahre?)

Heute Nacht habe ich (m)eine Hand also wieder unter Paulas Shirt. Genau genommen stimmt das nicht: Ich habe das Shirt schon nach oben geschoben, die Decke beiseite. Als mein Bewusstsein soweit aktiviert ist, dass ich begreife, was passiert, stelle ich fest, dass ich Paulas Busen mit meiner Hand bedecke. (Meine Hand ist nicht sehr groß. Trotzdem bedeckt sie Paulas Busen komplett. Ich bitte alle Feministinnen mir diese Bemerkung nachzusehen, aber das ist – was Paulas körperlichen Merkmale anbetrifft – die Nummer Zwei in meiner Sexyness-Rangliste. Nach dem Waschbrettbauch.) Meine Hand wäre keine „unruhige“, würde sie nicht fortfahren, Paula weiter zu … hüstel, hüstel … bespielen.

Natürlich wird sie davon wach. Und es wird ihr kalt. Draußen herrschen 15°C minus; wir haben das Fenster immer offen. Reichlich brüsk zieht sie ihr Shirt nach unten, zerrt die Bettdecke bis über ihre Schultern hoch und dreht mir den Rücken zu. In meinem Traumdusel begreife ich, dass sie genauso genervt ist von meiner „Handarbeit“ wie Charles Bukowski seinerzeit von der seiner nymphomanen Lebensgefährtin.

Paula kommt mit dem älteren Kind vom Arzttermin zurück und hat Kuchen mitgebracht. Wir machen ein Familienkaffeekränzchen. Das ist ebenso nett wie selten. Alle sind gut gelaunt; wir lachen viel und spielen noch eine Runde Trivial Pursuit, die wie üblich das jüngere der Kinder gewinnt, weil es noch die Junior-Fragen gestellt bekommt. Nach dem Spiel – die Verlierer müssen stets zusammenräumen – bleiben Paula und ich noch ein Weilchen am Tisch sitzen. Wir sehen uns in die Augen. (Ist in der letzten Zeit nicht oft vorgekommen!) Ich muss grinsen: „Na, habe ich dich heute Nacht wieder genervt?“ Paula rollt mit den Augen: „Oh ja.“ Sie steht auf kommt zu mir rüber. Ich sage: „Sorry, tut mir Leid. Ich mache das ja nicht absichtlich. Ich merke das erst, wenn ich selbst davon aufwache.“ Mit einem verzogenen Lächeln lege ich nach, während Paula schon auf meinem Schoß sitzt: „Und wenn ich dann wach bin, finde ich es eigentlich ganz … nett.“

Paula muss lachen, drückt mir einen Kuss auf die Wange und sagt: „Ach, du und deine Triebe.“

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