Sonntag, 27. Januar 2013

Auf Schatten folgt Licht


In dem Film „My first name is Maceo“ sprechen (eben) Maceo Parker, Fred Wesley und Pee Wee Ellis (die ehemaligen JB Horns) darüber, wie es ist, wenn man seit Jahrzehnten zusammen Musik macht. Mit meinen Worten: Der eine erkennt das, was der andere gleich spielen wird, an der Stellung dessen Hemdknopfs.

Was hat das denn mit Paula und mir zu tun? Nun: Auch wir spielen schon so lange zusammen, dass wir spüren, was in dem jeweils anderen vorgeht. So wie neulich, als Paula sagte, ich säße auf dem Sofa wie ein „fleischgewordener Vorwurf“. Eigentlich eine schöne Metapher – wäre die Situation zu dem Zeitpunkt nicht so hässlich gewesen. Aber ich schweife ab.

Also: Ich merke gleich, dass ‚etwas ist‘, als Paula gestern duscht, während ich das Abendessen koche. Natürlich ist auch ein bisschen Hoffnung dabei. Denn die stirbt ja bekanntlich zuletzt. Als wir im Bett liegen, schaffe ich gerade eine halbe Seite, bevor mir die Augen zuzufallen drohen. Ich mache meine Nachttischlampe aus. Und Paula flugs die ihre. Das macht sie sonst nie. Ihre Hand kommt unter meine Decke. Dann unter mein T-Shirt. Sie kommt unter meine Decke. Meine Hand kommt unter ihr T-Shirt. … Hmmm … fühlt sich sehr schön an. Das Parfüm, das sie seit kurzer Zeit benutzt, macht mich wuschig. Ziemlich wuschig. Ich grabe mein Gesicht irgendwo in ihren Hals … 

DIE NUN FOLGENDEN AUSFÜHRUNGEN SIND FÜR JUGENDLICHE UNTER 18 JAHREN NICHT GEEIGNET UND DESHALB ZENSIERT

… Oh, what a night.

Krass! Vor wenigen Tagen hörte sich das noch so an: „Paul, du denkst, dass Sex irgendwas bringt. Für unsere Beziehung. Oder für mich. Das ist nicht so. Mir bringt das nichts, solange ich mit mir selbst nicht klar komme“. Darüber eine Diskussion anzufangen, hielt ich für aussichtslos. Zu oft gab’s darüber Streit. Erstens darüber, dass Männlein und Weiblein in Sachen Sex grundverschieden sind: Männer brauchen Sex zum Entspannen; Frauen müssen entspannt sein, um Sex zu haben. Davon bin ich überzeugt. Zweitens darüber, dass Depressionen den Sexualtrieb eben killen. 

Es wäre gelogen, wirklich zu behaupten, dass Sex (in diesem Fall; allgemeiner gefasst: Zärtlichkeit) nichts bringt für die aktuelle Situation. Halloooooo – es bringt doch wahnsinnig viel. Ich bin tatsächlich entspannter. Endorphine machen nun mal gute Laune. Und das – tschüss Vorurteil! – nicht nur zwischen dem Orgasmus des Mannes und dem Zeitpunkt, zu dem er einpennt. Sondern auch noch heute. Und ziemlich sicher auch Morgen, Übermorgen …

Endorphine heben auch die Toleranzschwelle gegenüber (depressionsbedingter) Launigkeit. Endorphine erhöhen auch die Lust. Das klingt zwar wieder kontraproduktiv, weil man ja Depressionsbetroffene (vor allem diesbezüglich) nicht unter Druck setzen soll. Aber Lust heißt ja nicht gleich – noch ein Filmzitat (wer weiß, aus welchem?) – den „Horizontalmambo“ zu tanzen. Sondern eben auch, einfach in den Arm zu nehmen. Und das fällt mir ohne Endorphine eben sehr schwer. Tue ich es, ohne wirklich Lust zu haben oder während ich mal wieder verunsichert bin, würde Paula das merken. Schließlich sind wir schon seit 18 Jahren eine Band.

2 Kommentare:

  1. Schriebe bloss weiter so... ich mag Deine Offenheit ... und finde es richtig gut, DEINE eigene Sicht auch sehen zu dürfen :-)

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  2. Erfrischend anders! Dein Blog gefällt mir sehr gut. Ich bin Selbst depressiv, aber manchmal auch in der Position eines Angehörigen. Ich habe deinen Blog auf meiner Seite http://www.was-ist-depression verlinkt. Wenn du noch mehr Links brauchst, kannst du dich kostenlos hier eintragen: http://blogverzeichnis.site90.net/

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